Wie ruhest du so stille in deiner weißen Hülle

1. Wie ruhest du so stille
In deiner weißen Hülle,
Du mütterliches Land!
Wo sind des Frühlings Lieder,
Des Sommers bunt' Gefieder
Und dein geblümtes Festgewand!

2. Du schlummerst nun entkleidet,
Kein Lamm und Schäflein weidet
Auf deinen Au'n und Höhn'.
Der Vöglein Lied verstummet
Und keine Biene summet,
Doch bist du auch im Schlummer schön.

3. Die Zweig' und Ästlein schimmern
Und tausend Lichter flimmern,
Wohin das Auge blickt.
Wer hat dein Bett bereitet,
Die Decke dir gebreitet
Und dich so schön mit Reif geschmückt!

4. Der gute Vater droben
Hat dir dein Kleid gewoben,
Er schläft und schlummert nicht.
So schlummre denn in Frieden,
Der Vater weckt die Müden
Zu neuer Kraft und neuem Licht.

5. Bald in des Lenzes Wehen
Wirst du verjüngt erstehen
Zum Leben wunderbar.
Sein Odem schwebt hernieder:
Dann, Erde, stehst du wieder
Mit einem Blumenkranz im Haar.

Autor: Friedrich Adolf Krummacher

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